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„Sinnlich besinnlich“
Von Gunter Weigand
OSTERKONZERT Ensemble Paulinum musiziert in Heßlocher Jakobuskirche
DITTELSHEIM-HESSLOCH. Das in letzter Zeit sehr gefragte "Ensemble Paulinum" gab im Rahmen der 200-Jahr-Feierlichkeiten
der katholischen Pfarrgemeinde ein festliches Osterkonzert in der
Heßlocher Kirche. Gemeinsam mit "Camerata Instrumentale" brachten die
Sänger unter der Leitung von Christian Bonath mit großem Elan Werke von
Johann Sebastian Bach und Valentin Rathgeber zu Gehör.
Zunächst setzte sich der
Chorleiter jedoch an die Orgel, um eine Fantasie über "Jesu, meine
Freude" (BWV 713) zu spielen. Dies war vor allem deshalb interessant,
weil Bach hier den selben Choral verarbeitet hat, der auch das tragende
Gerüst für die gleichnamige Motette (BWV 227) bildete. Das von
überbordendem Farbenreichtum geprägte Werk erwies sich als gute
Einstimmung für die direkt im Anschluss folgende Motette mit ihrem
vergleichsweise nüchternen Beginn.
Acht Stimmen sowie eine
sparsame Instrumentalbesetzung, bestehend aus Cembalo, Cello und
Kontrabass, genügten, um die Motette zu einer sinnlichen Hörerfahrung zu
machen. Denn natürlich ließ es ein Meister wie Bach nicht dabei
bewenden, einen schlichten Choralsatz etwas auszuschmücken. Vielmehr
fügte er musikalisch frei ausgestaltete Textausschnitte aus dem
Römerbrief hinzu. Hier gab es einiges zu entdecken, so die in schöner
Klarheit vorgetragenen Frauenstimmen im vierten Abschnitt ("Denn das
Gesetz des Geistes") oder das förmlich ausgespiene "Spott und Hohn" am
Ende der Motette.
Sänger glänzen mit Ausdruck und Wärme
Nur selten drohten Instrumente
und Sänger auseinanderzudriften, doch Christian Bonath hatte seine
handverlesenen Musiker schnell wieder im Griff. Überhaupt schien er dem
Ausdruck Vorrang vor mathematischer Präzision zu geben, was sich positiv
im Klangbild niederschlug.
Als Überleitung trug Stephan Wernersbach die Ostersequenz "Victimae paschali laudes" solistisch vor. Sein sonorer Bass-Bariton
füllte die schlichten Weisen mit Wärme. Danach glänzten die
Sopranistinnen Sandra Ehses und Hedi Killick von der Empore mit nur von
Orgelbegleitung gestützten Arien aus Schemellis Gesangbuch.
Zum Abschluss gab es eine
"Missa civilis" aus der Feder von Bachs Zeitgenossen Valentin Rathgeber.
Hier wurde die kleine Instrumentengruppe durch Martina Zaschka an der
Violine verstärkt, was für ein noch festlicheres Klangbild sorgte.
Obwohl auch der Chor jetzt durch weitere Sängerinnen ergänzt wurde,
konnten sich die Männerstimmen sehr gut in Szene setzen. Gut abgestimmt
agierten Chor und Instrumentalensemble gerade bei dem durch urplötzliche
Pausen nicht einfach zu musizierenden Kyrie und ließen bis zum
abschließenden Agnus Dei nicht in ihrer Aufmerksamkeit nach.
Der lang anhaltende Beifall
des Publikums erwirkte eine Zugabe, die von den Musikern noch einmal mit
Schwung gewährt wurde. Eine österliche Erneuerung hat das Ensemble
Paulinum wahrlich nicht nötig, vielmehr ist es der Chor, der Alter Musik
immer wieder neues Leben einhaucht.
(Quelle: Wormser Zeitung)