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„Loblied Händels auf die Musik“
Von Gunter Weigand
PAULUSKIRCHE Cäcilienode steht im Mittelpunkt eines hochkarätigen Konzerts
Die Heilige Cäcilia, als
Schutzheilige der Kirchenmusik bekannt, stand im Mittelpunkt des
jüngsten Konzerts in der Dominikanerkirche St. Paulus. Das Ensemble
Paulinum, die Churpfälzische Hofkapelle und die Gesangsolisten Sabrine
Goetz und Sebastian Hübner brachten unter der Leitung von Christian
Bonath Georg Friedrich Händels Cäcilienode zur Aufführung, ergänzt durch
die zweite Suite aus der Wassermusik. Das hochkarätige Ereignis wurde
durch eine Kooperation des Dominikanerordens mit der Vereinigten Kasino- und Musikgesellschaft ermöglicht.
Zwar hatte man in St. Paulus
vor nicht allzu langer Zeit bereits die Wassermusik in Gänze hören
können, doch hatte sich Bonath dazu entschieden, die G-Dur-Suite
noch einmal aufzugreifen. Der Churpfälzischen Hofkapelle gelang es, ein
historisch authentisches Klangbild zu schaffen, indem sie auf barocke
Instrumente wie die Naturtrompete zurückgriff. Bonath dirigierte mit
Verve, er führte das Orchester und riss die Musiker durch sein
Temperament mit. Waren die Bläser etwas zu laut, wies ein an die
gespitzten Lippen gelegter Finger sie wieder in die Schranken, spielten
die Streicher eine laute Passage nicht kräftig genug, schien der Arm des
Dirigenten sie förmlich zu durchbohren, bis das Versäumnis korrigiert
war.
Das eigentliche Hauptereignis
des Konzertabends sollte jedoch die Cäcilienode (HWV 76) werden. Die
manchmal auch als "kleine" Cäcilienode bezeichnete Komposition Händels
ist ein einziges Loblied auf die Musik, wird aber nicht häufig gespielt.
Ihre Aufführung geriet zum Erfolg, weil Solisten, Chor und Orchester
gut aufeinander abgestimmt waren. Insbesondere die Solisten Sabrine
Goetz und Sebastian Hübner erwiesen sich als Volltreffer. Sabrine Goetz
verzichtete in ihren Partien auf übermäßiges Vibrato und ließ Händels
Melodien in bewusst schlichter Weise erklingen. Berückend ihre Arie, in
der die Wirkung der Musik auf die menschliche Seele thematisiert wird.
Große Bedeutung kam hier dem Violoncello zu, das zwar durch
ausdrucksvolle Spielweise gefiel, jedoch stellenweise Gefahr lief, in
eine unsaubere Intonation abzurutschen.
Sebastian Hübners Ansatz war
etwas schärfer als der seiner Kollegin, doch hatte er auch die
Textstellen mit aggressiverem Inhalt auszufüllen. So rief er in
Konkurrenz mit den Trompeten zum Gefecht, akzentuiert begleitet von den
kleinen Pauken und der Basso continuo-Gruppe.
Das Ensemble Paulinum hatte an
diesem Abend nicht so viel zu tun wie sonst, doch wenn der Chor an der
Reihe war, brachte er seine Einsätze punktgenau. Beeindruckend geriet
das Ende des ersten Chorstücks mit seinem absteigenden Motiv, das die
Vollendung der Schöpfung in Gestalt des Menschen illustrierte. Von
erhebender Wirkung war der unvermittelte Einsatz der Orgel (Thomas
Möller OP) in der Sopran-Arie gegen Ende der Cäcilienode. Während
das Orchester in den Hintergrund rückte, huldigte Sabine Goetz mit
klarer Stimme der Königin der Instrumente.
(Quelle: Wormser Zeitung)