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„Musikalischen Schatz gehoben“
Von Gunter Weigand
ENSEMBLE PAULINUM Eindrucksvolles Konzert mit eher selten gespielten Werken in Maria Himmelskron
Die Namen großer Komponisten
werden vom Fluss der Musikgeschichte direkt in die Gegenwart getragen,
doch die „kleinen Meister“ bleiben häufig auf der Strecke. Wie schön
gerade eher unbekannte Musik sein kann, stellten das Ensemble Paulinum
und sein künstlerischer Leiter Christian J. Bonath in der katholischen
Kirche Maria Himmelskron eindrucksvoll unter Beweis. Bei seiner Suche
nach musikalischen Schätzen hat Christian Bonath schon einige prächtig
funkelnde Goldklumpen zutage gefördert; diesmal waren es Werke mit
inhaltlichem Bezug zur Muttergottes, deren Himmelfahrt an diesem Sonntag
gefeiert wurde. Da manche der aufgeführten Stücke nur als Partitur
vorlagen, mussten Ensemblemitglied Hedi Killick und ihr Mann Len in
mühevoller Kleinarbeit die Einzelstimmen für alle Musiker anfertigen,
bevor an eine Einstudierung überhaupt zu denken war.
Domkantor Dan Zerfaß eröffnete
das Konzert mit einer Toccata von Girolamo Frescobaldi, die nahtlos in
ein Ricercar überging, zu dessen kunstvollen Figurationen Sandra Ehses
ein schlichtes „Sancta Maria“ intonierte. Die Sopranistin stand mit dem
von Franz Sales Hagerer komponierten Salve Regina ein weiteres Mal im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Mit geradem, schlankem Stimmklang
interpretierte Sandra Ehses dieses berückend schöne Stück, vom
Barockorchester Pulchra Musica einfühlsam begleitet. Die instrumentalen
Zwischenspiele zeigten die Kunstfertigkeit von Violinist Peter Jutz, der
die anspruchsvollen Passagen mit beneidenswerter Leichtigkeit
meisterte.
Auf welch unterschiedliche
Weise man den Mariengesang „Stella coeli extirpavit“ vertonen kann,
demonstrierte das Ensemble Paulinum am Beispiel des Komponisten Franz
Ignaz Lipp. Die D-Dur-Variante gefiel durch ihren fröhlichen Charakter und dem Gegenüberstellen von Männer- und Frauenstimmen, die durch Reibung für spannende Momente sorgten. Während die h-Moll-Fassung naturgemäß einen klagenden Unterton aufwies, entpuppte sich die G-Dur-Vertonung
als das strahlendste der drei Kompositionen. Der Chor gestaltete ein
homogenes und ausgewogenes Klangbild, das hier zur vollen Entfaltung
kam. Zusätzlich überzeugte das aus Sandra Ehses, Hedi Killick, Burkhard
Hildebrandt und Stephan Wernersbach bestehende Solistenquartett, das
farbige Kontraste zu den Tutti-Passagen setzte.
Dan Zerfaß sorgte an der Orgel mit Bach-Kompositionen für weitere Glanzpunkte. Zwar hat man Präludium & Fuge D-Dur
BWV 532 schon oft gehört, doch nicht unbedingt von einem Könner wie dem
Domkantor. Georg Christoph Wagenseils „Missa in A“ zeigte den
Dirigenten Christian Bonath in Hochform. Mit sicherer Hand geleitete er
die Musiker durch dieses Werk. Nach dem letzten Stück belohnte der
Beifall die Musiker für ihren Mut zum Unbekanntem.
(Quelle: Wormser Zeitung)
Ihr Mut zu den Werken von weniger bekannten Meistern lohnte sich - das Ensemble Paulinum und seine musikalischen Mitstreiter hinterließen in der Kirche Maria Himmelskron einen ausgezeichneten Eindruck.
Foto: photoagenten / Rudolf Uhrig