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Rarität von anmutiger Eleganz
25.01.2011 - WORMS
Von Gunther Weigand
KONZERT "Ensemble Paulinum" führt in Heilig-Kreuz-Kirche wenig bekanntes Oratorium eines Bach-Sohnes auf
Jeder weiß, wie wichtig es
ist, ein Dach über dem Kopf zu haben, und sicherlich gilt dies in
besonderer Weise für ein Gotteshaus wie die Heilig-Kreuz-Kirche
in Horchheim, die immer noch für viele Menschen eine Heimat ist. Um die
Sanierung des Kirchendaches zu unterstützen, initiierte der gebürtige
Horchheimer Dieter Denschlag ein Benefizkonzert mit dem "Ensemble
Paulinum". Unter der Leitung von Christian Bonath präsentierten Sänger
und Instrumentalisten das wenig bekannte Werk "Die Kindheit Jesu" von
Johann Christop Friedrich Bach.
In der Rezeption zumeist stiefmütterlich behandelt
Auch bekannt unter dem Namen "Bückeburger Bach", ist er als einziger der vier komponierenden Bach-Söhne
in der Rezeption zumeist stiefmütterlich behandelt worden. So urteilte
der Schriftsteller Carl Friedrich Cramer in einer Anekdotensammlung über
Johann Sebastian und dessen komponierenden Nachwuchs abfällig: "Den
vierten in Bückeburg rechne ich eigentlich nicht mit dazu, weil der
eigentlich nicht zu den Bachen gehört." Die Aufführung des Oratoriums
"Die Kindheit Jesu" in der Heilig-Kreuz-Kirche widerlegte auf
eindrucksvolle Weise, wie ungerecht das Urteil des selbst längst in
Vergessenheit geratenen Literaten Cramer war.
Bachs empfindsamer Stil,
geprägt von weicher Harmonik und anmutigen Melodien, kam von der ersten
Minute an zum Tragen. Sandra Ehses (Sopran) gestaltete das eröffnende
Rezitativ in der Rolle des Engels mit reiner Stimme und klarer
Textverständlichkeit. Auch die anderen Solisten aus den Reihen des
Ensembles machten eine gute Figur, besonders Stephan Wernersbach
(Bassbariton), der als Simeon besonders häufig gefordert war.
Begeisternd geriet der Vortrag von Gastsänger Oliver May bei der für das
Oratorium zentralen Arie der Maria. Sein Altus war von einer derart
anmutigen Eleganz und Strahlkraft, dass man glauben konnte, eine echte
Frauenstimme zu hören. Das "Ensemble Paulinum" zeigte bei Abschnitten
wie dem Hirtenchor mit seinem homogenen, transparenten Klangbild, dass
es sich seinen vorzüglichen Ruf zu Recht erworben hat.
Auch die "Camerata
Instrumentale" ließ an diesem Abend nichts anbrennen und folgte flexibel
den Anweisungen Bonaths, der gelegentlich auch selbst in die
Cembalotasten griff. Konzertmeister Peter Jutz brillierte darüber hinaus
mit seiner Interpretation des Violinkonzerts E-Dur (BWV 1042) von Johann Sebastian Bach.
Obwohl nicht auf einem
historischen Instrument spielend, war sein Vortrag definitiv historisch
informiert und zeigte, dass man auch mit modernen Instrumenten dem
barocken Klangideal sehr nahe kommen kann.
Weihbischof Ulrich Neymeyr
wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass es zwar ein Segen sei, ein so
prägnantes Bauwerk wie den Eisbachtaldom zu haben, damit aber auch eine
Baulast damit einhergehe. Da die Horchheimer Gemeinde 300000 Euro selbst
aufbringen müsse, sei die Initiative von Menschen wie Dieter Denschlag
unabdinglich.
Denschlags Dank richtete sich
vor allem an die Mitwirkenden des Konzerts, aber auch an das Publikum,
das mit seinem Erscheinen ebenfalls Solidarität mit der Heilig-Kreuz-Kirche bewiesen habe.