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Leiden und Auferstehung
17.05.2011 - WORMS
Von Gunter Weigand
WUNDERHOEREN Abschluss der Konzertreihe mit alter Musik / Ensemble Paulinum und Gambenconsort
Mit einem spannungsgeladenen Konzert ging die erste Ausgabe des Festivals "wunderhoeren - Tage alter Musik & Literatur" zu Ende.
Unter Leitung von Prof. Dr.
Manfred Cordes präsentierte das Ensemble Paulinum gemeinsam mit dem
Gambenconsort der Hochschule für Künste Bremen und Solisten in St.
Paulus zwei Werke der Spätrenaissance, die einerseits die
Leidensgeschichte und andererseits die Auferstehung Christi
thematisieren.
Das Konzert begann mit einer versierten Interpretation der Johannes-Passion
von Joachim von Burgk. Statt die Komposition wie in der Notenausgabe
notiert durchgängig chorisch zu singen, hatten sich Cordes und Christian
Bonath (Einstudierung) dazu entschieden, bestimmte Passagen solistisch
oder mit kleinen Sängergruppen zu besetzen. So ergab sich ein
dynamisches Klangbild, in dem der Chor als Ganzes durch Transparenz und
Elastizität bestach, während die Solisten durch sparsamen, aber
empfindsamen Vortrag überzeugten.
Ein Großteil der Solisten
stellte das Ensemble Paulinum selbst: Sandra Ehses gefiel mit schlanker,
reiner Stimme als Magd, Stephan Wernersbach gab mit sonorem Ton einen
veritablen Jesus ab. Besonders schön die Stelle gegen Ende der Passion,
wo vier Chorsänger "sie haben meine Kleider geteilet" anstimmten.
Das vierköpfige Gambenconsort
und Kantor Christian Schmitt an der Truhenorgel bildeten ein gelungenes
instrumentales Gegengewicht zu Chor und Solisten, komplettierten den
Satz und rundeten das Klangbild ab.
Cordes, der führende Renaissance-Interpret
in Deutschland, dirigierte äußerst sparsam, mit eleganten Bewegungen.
Doch dies genügte den Musikern offensichtlich, die Vorstellungen des
Dirigenten umzusetzen. Wenn sich gelegentlich Intervalle etwas seltsam
anhörten, so war dies kein Versehen, sondern das Bestreben, die in der
Renaissance gebräuchliche Mitteltönigkeit, in der manche Intervalle
andere Abstände besitzen, umzusetzen.
Als instrumentales Intermezzo
brillierte Christian Schmitt mit zwei Canzoni von Christian Erbach auf
dem Regal, einer tragbaren Orgel. Eigentlich war das Regal als Continuo-Instrument
vorgesehen, doch mischte es sich nicht so recht mit den Ensembles,
sodass ihm stattdessen ein kleiner Soloeinsatz gewährt wurde. Mit dem
rechten Fuß musste Schmitt die Keilbälge mit Luft versorgen, damit ein
konstant bleibender Ton erzeugt werden konnte.
Die Auferstehungs-Historie
von Antonius Scandellus ließ den Chor etwas in den Hintergrund treten
und verlangte stattdessen einen hohen Einsatz von Danilo Tepša, der die
Rolle des Evangelisten übernahm. Er musste lange Textstellen ohne
jegliche Begleitung gestalten, was ihm durch sorgfältig dosierte Dynamik
auch meist gelang. Sein Vortrag orientierte sich am Rhythmus der
Sprache, weshalb die Melodie auf natürliche Weise fließen konnte. Der
Beifall des Publikums fiel trotz der an manchen Ecken unvertraut
klingenden Musik reichlich aus.