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Voller Frische und Vitalität
15.06.2011 - WORMS
Von Gunter Weigand
PAULUSKIRCHE Ensemble Paulinum gestaltet Gottesdienst mit rarer Brixi-Messe
Das Ensemble Paulinum hat
seiner schon beachtlichen Liste von Wormser Erstaufführungen einen
weiteren gelungenen Eintrag hinzugefügt. Im Rahmen einer Messe in der
Dominikanerkirche St. Paulus brachten Chor und Instrumentalisten die
Missa brevis in F von Franz Xaver Brixi zu Gehör. Eingebunden in die
Liturgie des Gottesdienstes erklang die Musik auf die Weise, wie sie vom
Komponisten gedacht war.
Ungewöhnlich schon der Beginn
des Kyrie, der in einem eng verzahnten Kanon die einzelnen Chorstimmen
in einem punktierten Rhythmus gegeneinander setzte. Das in kleiner
Besetzung angetretene Ensemble kam, angetrieben von Dirigent Christian
Bonath, gut aus den Startlöchern. Das Zusammenspiel mit der
Instrumentalgruppe (bestehend aus zwei Violinen, Violoncello und
Cembalo) gestaltete sich reibungslos, obwohl sich Bonath unter seine
Sänger gemischt hatte und von dort nur bedingt Anweisungen geben konnte.
Gute Vorbereitung ist eben schon die halbe Miete.
Beim Gloria zeigte sich, wie
auch bei einigen anderen Sätzen der Messe, die Flexibilität, die dem
Ensemble Paulinum zu eigen ist. Jeder Sänger ist in der Lage,
solistische Aufgaben zu unternehmen, von kleineren Duettpartien bis zu
ausgewachsenen Arien. Und hier geschah dies in raschem Wechsel, nahezu
taktweise, was der dargebotenen Musik ein deutliches Maß an Frische und
Vitalität verlieh.
Sandra Ehses beeindruckte beim
Benedictus mit einer Arie mit klarem Ton, und auch Stephan Wernersbach
(Bass) machte mit einigen gelungenen Partien auf sich aufmerksam.
Erstmals konnte man auch Johannes Mohrdiek in solistischer Aktion hören,
auch er löste seine Aufgabe mit klangschönem Resultat. Prior Ludger A.
Fortmann verwies in seiner Predigt darauf, dass es schwierig sei, die
christliche Botschaft zu verbreiten. Dies gelte für heutige Zeiten
genauso wie zu Zeiten Jesu, auch wenn die Schwierigkeiten
unterschiedlicher Art seien. Heute habe man mit Desinteresse und einer
allgemeinen Neuorientierung in der Gesellschaft zu kämpfen, so Prior
Fortmann. Die Kirche habe jedoch immer noch ein Gesicht und könne dem
Gläubigen die nötige Kraft verleihen. Im Credo arbeitete der Chor die
unterschiedlichen Tempi des Komponisten sorgfältig heraus und kostete
den wunderschönen Amen-Schlussteil voll aus. Es zeigte sich hier
auf beeindruckende Weise, dass man keine großen Sinfonieorchester und
Heerscharen von Sängern benötigt, um gute Musik zu machen. Brixis Messe
erklang in einem transparenten, locker federnden Klangbild, in dem jede
Note Platz zum Atmen hatte.
Wer weiß, wie viele unbekannte
Perlen die Musikgeschichte noch bereithält? Mit Brixis Messe haben
Christian Bonath und das Ensemble Paulinum jedenfalls wieder eine
Komposition ans Tageslicht geholt, die sich vor namhafteren Werken
keineswegs zu verstecken braucht.